Jesus wird vom römischen Statthalter Pontius Pilatus zum Tod am Kreuz verurteilt, obwohl dieser ihn für unschuldig hält. Die Menschen rufen: „Ans Kreuz mit ihm!“ Schließlich fällt er das Todesurteil.

Es ist erst ein paar Tage her: Die Menschen drängen sich, um zu sehen wie Jesus in Jerusalem ankommt. Sie bedecken seinen Weg mit Palmzweigen und jubeln ihm zu. Und jetzt fordert die Menge seinen Tod am Kreuz. Selbst seine Jünger*innen leugnen, ihn zu kennen.

All diese Menschen lassen ihn, Jesus, fallen, von dem sie kurz zuvor noch glaubten, er könnte der verheißene Messias sein. Was hat sich geändert? Auf einmal ist doch jede*r auf den eigenen Vorteil bedacht. Es ist einfacher, nicht zu Jesus zu halten; sich entweder abzuwenden oder ihn sogar aktiv zu verurteilen.

Vielleicht kennen auch wir Situationen, in denen wir andere haben fallen lassen. Eine Freundin braucht unsere Hilfe, aber wir sind nicht da, weil anderes wichtiger scheint. Oder wir kommen in eine Situation, in der wir Haltung zeigen müssten – gegen Diskriminierung, gegen Gewalt, für den Wert jedes Menschen. Aber wir wenden uns ab, um nicht in Schwierigkeiten zu geraten.

Vielleicht sind wir auch selbst schon einmal fallen gelassen worden und wissen genau, wie sich das anfühlt: Wenn wir allein gelassen werden, uns einsam und ohnmächtig fühlen.

Manchmal passiert es auch, dass wir oder Menschen um uns herum einfach fallen, ohne dass jemand daran eine Schuld trägt. Durch einen Schicksalsschlag, eine Krankheit oder einen schweren Verlust. Auch dann haben wir oft das Gefühl, den Halt zu verlieren und zu fallen.

In all diesen Momenten brauchen wir jemanden, der*die uns auffängt. Jemanden, der*die uns eine Hand ausstreckt, an der wir uns festhalten können.

Gebet

Gerne könnt Ihr hierzu die Audiodatei abspielen

Am Abgrund stehen. Schwankend.

Halt suchende Hände. Fester Boden unter den Füßen – zerbricht. Fallen. Immer weiter. Fallen.

Was fängt mich auf? Ein freundliches Lächeln. Ein echtes Interesse daran, wie es mir geht. Jemand, der sich neben mich stellt und mir seinen*ihren Mut leiht. Eine ausgestreckte Hand. Geschenkte Zeit. Sich vertrauensvoll fallen lassen können.

Gott, sei Du mein fester Halt, wenn ich zu fallen drohe und sei mein Auffangnetz, wenn ich stürze. Stelle mir Menschen an die Seite, die mir die Hand reichen. Und gib auch mir die Kraft, meine*n Nächste*n aufzufangen und anderen ein Halt zu sein. Amen.


Anna und Luisa