Jesus Christus wird den Soldaten übergeben. Sie ziehen ihm die Kleider aus, legen ihm einen purpurroten Mantel um und setzen ihm eine Dornenkrone auf. Die Soldaten verhöhnen, bespucken und schlagen Jesus. Nachdem sie ihn verspottet haben, ziehen sie ihm seine Kleider wieder an. Dann wird er hinausgeführt und muss das Kreuz selbst zum Hügel Golgota tragen.
Warum tun sich Menschen Gewalt an?
Macht es ihnen Spaß?
Wer sind die Menschen, die Gewalt antun?
Macht es ihnen Freude?
Wer sind sie?
Als Kind einmal eine auf die Finger bekommen? Ja, wurde mir als Erziehungsmaßnahme erklärt. Find ich heute nicht cool.
Als Jugendlicher einmal eine gewischt bekommen? Ja, wurde mir so gerechtfertigt, dass ich daran gerade Schuld habe.
In der Schule als Letztes beim Sport gewählt worden? Ja, kommentarlos, wurde drüber gelacht.
In der Schule ausgelacht worden, weil ich anders war als der Mainstream? Ja, regelmäßig, weil ich Dinge getan habe die andere nicht getan haben.
Auf der Straße sexistische Kommentare hinterhergerufen bekommen? Ja, immer wieder, weil ich eine Frau bin und er ein Mann.
Auf einer Party schon mal zwischen die Fronten geraten? Ja, einmal. Ich war zur falschen Zeit am noch falscheren Fleck.
Schon mal Gewalt gesehen und nichts gemacht?
Schon mal Gewalt gesehen und später bereut nichts getan zu haben?
Schon mal Gewalt gesehen und eingeschritten?
Jesu Peiniger ziehen ihn auf, schlagen ihn, treten ihn, misshandeln ihn – bleiben anonym.
Jesu Peiniger verspotten ihn, ziehen ihm die Kleider wieder an, vertuschen – bleiben anonym.
Jesu selbst erträgt es. Lässt es über sich ergehen.
Warum schreitet keine*r ein?
Es macht mich wütend, dass keine*r einschreitet. Damals wie heute.
Und am meisten kotzt es mich an, dass die Täter*innen anonym bleiben.
Und die Opfer müssen mit dieser Anonymität leben.
Gewalt ist ein Kapitel das zur Geschichte der Menschheit scheinbar dazu gehört.
Aber muss ich mich damit abfinden?
Das muss nicht so bleiben!
Ich will einschreiten und etwas tun.
Diese Anonymität aufheben.
Den Betroffenen die Scham nehmen.
Den Betroffenen ein offenes Ohr geben.
Den Betroffenen Mut schenken.
Was macht dir Mut einzuschreiten?
Gott,
Gepeinigt stehst du da.
Geschlagen liegst du da.
Verspottest sitzt du da.
Verhöhnt kniest du da.
Die dich vergewaltigen bleiben anonym.
Gib denen Hoffnung, die dieser Anonymität ausgesetzt sind.
Schenke denen Liebe, die in dieser Anonymität verloren sind.
Amen.
Dani und Anna